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CSRD Learnings für KMUs

CSRD-Berichterstattung 2025 - Unterschiedliche Untersuchungen zeigen, was KMUs aus den ersten 250+ Nachhaltigkeitsberichten lernen können.

MetriBo Academy

Jun 9, 2025

Nachhaltiges Unternehmen

Die erste Welle der CSRD-Berichterstattung ist abgeschlossen und bietet wertvolle Einblicke für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Mit über 250 veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichten nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) liegt erstmals eine umfassende Datenbasis vor, aus der KMU konkrete Handlungsempfehlungen ableiten können. Verschiedene Beratungsunternehmen haben diese ersten Berichte detailliert analysiert und zeigen auf, wo die Herausforderungen liegen und welche Best Practices sich bewährt haben.

Kernerkenntnisse aus der ersten CSRD-Berichtswelle

Die Analyse von über 200 testierten CSRD-Berichten durch Kirchhoff Consult und weitere Studien von EFRAG, EY und Workiva offenbaren signifikante Unterschiede in der Umsetzung. Im Durchschnitt identifizierten Unternehmen sieben von zehn möglichen ESRS-Themen als wesentlich und berichteten über 46 Impacts, Risks und Opportunities (IROs). Die Berichte umfassten durchschnittlich 128 Seiten, wobei die Spannweite von 30 bis über 300 Seiten reichte.

Besonders bemerkenswert ist, dass deutsche Unternehmen 24% umfangreichere Berichte veröffentlichten als ihre europäischen Nachbarn, ohne dass dies zu einem erkennbaren Mehrwert führte.Dies deutet darauf hin, dass deutsche Gründlichkeit in der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht automatisch zu besserer Qualität führt.

Spezifische Learnings für KMU

Die Untersuchungen zeigen deutlich, welche Bereiche den Unternehmen die größten Schwierigkeiten bereitet haben. Besonders die Abbildung der Wertschöpfungskette stellte 90% der Unternehmen vor Herausforderungen, gefolgt vom Aufbau interner Kontrollsysteme. 80% der Unternehmen kämpften mit der Komplexität der Datensammlung und -qualität. Ein zentrales Problem war die mangelnde Integration der Wesentlichkeitsanalyse in die Datenpunkt-Ermittlung. Viele Unternehmen führten umfangreiche Gap-Analysen durch, ohne die Ergebnisse ihrer doppelten Wesentlichkeitsanalyse zu berücksichtigen. Dies führte dazu, dass mehr Datenpunkte erhoben wurden als tatsächlich erforderlich.

Wesentlichkeitsanalyse pragmatisch angehen

KMU sollten sich nicht von der Komplexität der doppelten Wesentlichkeitsanalyse abschrecken lassen. Die ersten Berichte zeigen, dass 4-7 wesentliche Themen ein realistisches und ausreichendes Ziel darstellen. Während 15% der analysierten Großunternehmen alle zehn ESRS-Themen als wesentlich einstuften, ist für KMU eine solche Vollständigkeit weder erforderlich noch sinnvoll.

Die EFRAG-Studie bestätigt, dass 70% der erfolgreichen Unternehmen einen datenbasierten Ansatz bei der Wesentlichkeitsanalyse verfolgten, ergänzt durch gezieltes Stakeholder-Engagement. KMU können hier den neu entwickelten VSME-Standard (Voluntary Standard for SMEs) als Grundlage nutzen, der speziell für ihre Bedürfnisse entwickelt wurde.

Berichtsstruktur und -umfang optimieren

Ein klares Learning aus den ersten Berichten ist die Bedeutung einer strukturierten Darstellung der IROs. Nur etwa 50% der analysierten Berichte legten ihre wesentlichen Impacts, Risks und Opportunities transparent und gut erkennbar offen. KMU sollten daher IRO-Übersichten in Tabellen- oder Listenform zu Beginn jedes Themenkapitels verwenden.

Die bewährte PAT-Struktur (Policies, Actions, Targets) hat sich als besonders benutzerfreundlich erwiesen. Diese Gliederung hilft Adressaten dabei, schnell die gewünschten Informationen zu finden und verbessert gleichzeitig die spätere digitale Aufbereitung für das XBRL-Tagging.

Pragmatischer Umgang mit Datenherausforderungen

Die erste Berichtswelle zeigt deutlich, dass Perfektion nicht das Ziel des ersten Berichts sein sollte. 75% der Unternehmen nutzten Phase-in-Optionen, um ihre Berichtspflichten schrittweise zu erfüllen. KMU sollten diese Möglichkeit konsequent nutzen und sich zunächst auf die 161 obligatorischen Datenpunkte konzentrieren.

Erfolgreiche Strategien aus der Praxis

Stakeholder-Engagement gezielt gestalten

Die erfolgreichsten Unternehmen nutzten mehr als 65% zwei oder mehr Kanäle für ihr Stakeholder-Engagement, wobei Interviews und Workshops deutlich bessere Ergebnisse erzielten als reine Surveys. KMU sollten auf eine begrenzte Anzahl gut informierter Stakeholder setzen, anstatt breite, aber oberflächliche Befragungen durchzuführen.

IT-Transformation schrittweise angehen

85% der analysierten Unternehmen erkannten die Notwendigkeit einer IT-Transformation für die CSRD-Berichterstattung. KMU sollten jedoch nicht den Fehler machen, vor dem ersten Bericht eine komplette IT-Infrastruktur aufzubauen. Vielmehr empfiehlt sich ein schrittweiser Ansatz, beginnend mit einfachen Tools und einer sukzessiven Digitalisierung.

Internationale Best Practices nutzen

Deutsche Unternehmen können von ihren europäischen Nachbarn lernen. Die Analyse zeigt, dass Berichte aus anderen EU-Ländern bei gleicher Compliance oft prägnanter und benutzerfreundlicher waren1. KMU sollten internationale Benchmarks nutzen und nicht der deutschen Tendenz zur Überdetaillierung folgen.

Praktische Handlungsempfehlungen

Sofortmaßnahmen für KMU

KMU können von den Erfahrungen der ersten Berichtswelle profitieren, indem sie bewährte Quick Wins umsetzen. Dazu gehört die Erstellung eines GRI-Index, den überraschenderweise 57% der ersten Berichte nicht enthielten, obwohl die ESRS-Standards explizit auf Interoperabilität mit GRI ausgelegt sind.

Typische Fehler vermeiden

Die erste Berichtswelle offenbart auch typische Stolpersteine. Deutsche Unternehmen neigten dazu, ihre Berichte unnötig aufzublähen, ohne dadurch einen Mehrwert zu schaffen. KMU sollten stattdessen dem Grundsatz "Prägnanz vor Vollständigkeit" folgen und das Relevanzkriterium des ESRS 1 ernst nehmen.

Ein weiterer häufiger Fehler war die Verwechslung von Maßnahmen mit IROs. So wurde beispielsweise ein "sicheres Arbeitsumfeld durch Arbeitssicherheitsschulungen" als positiver Impact berichtet, obwohl die Schulungen eigentlich eine Maßnahme zur Minimierung negativer Impacts darstellen.

Kosteneffiziente Lösungen nutzen

Für KMU stehen mittlerweile verschiedene kosteneffiziente Tools, wie beispielsweise von MetriBo, zur Verfügung. Das Angebot reicht von kostengünstigen Vorlagen und Templates bis hin zum vollumfänglichen Berichts-Service, der das Verfassen der Nachhaltigkeits-Berichte komplett auslagert. Jedes Unternehmen kann so flexibel entscheiden ob und wenn ja wie viel Unterstützung es benötigt.

Externe Unterstützung strategisch einsetzen

Die Erfahrungen zeigen, dass externe Beratung besonders bei der Wesentlichkeitsanalyse und der Wertschöpfungsketten-Abbildung wertvoll ist. KMU sollten jedoch selektiv vorgehen und nicht versuchen, alle Bereiche gleichzeitig extern zu unterstützen. Meistens bieten Anbieter vorab eine kostenfreie Beratung an um zu erörtern, welche Services wirklich gebraucht werden.

Ausblick: Vorbereitung auf die zweite Berichtswelle

Die geplanten Änderungen durch das Omnibus-Paket werden voraussichtlich 80% weniger Unternehmen betreffen als ursprünglich geplant. Dies gibt KMU mehr Zeit für eine durchdachte Vorbereitung. Gleichzeitig zeigt die erste Berichtswelle, dass eine frühzeitige und strukturierte Herangehensweise entscheidend für den Erfolg ist.

Die Entwicklung des VSME-Standards bietet KMU eine maßgeschneiderte Alternative, die die Komplexität der vollständigen ESRS-Standards erheblich reduziert. KMU sollten diese Vereinfachungen nutzen und sich nicht unnötig an den umfangreichen Berichten der Großunternehmen orientieren.

Fazit: Chance statt Belastung

Die erste CSRD-Berichtswelle zeigt deutlich: Nachhaltigkeit in der Berichterstattung muss nicht überkomplex sein. KMU können von den Erfahrungen und Fehlern der Großunternehmen lernen und einen effizienteren Weg zur Compliance finden. Der Schlüssel liegt in einer pragmatischen Herangehensweise, die Wesentlichkeit ernst nimmt und auf bewährte Strukturen und Tools setzt.

MetriBo unterstützt Unternehmen dabei gezielt mit praxiserprobten Lösungen, individuellen Workshops und der Begleitung durch erfahrene ESG-Expert:innen – von der Wesentlichkeitsanalyse bis zur fertigen CSRD-Berichterstattung. Die Services orientieren sich an den aktuellen Best Practices und bieten KMU maßgeschneiderte Unterstützung, um regulatorische Anforderungen effizient und nachhaltig zu erfüllen.

Unternehmen, die jetzt mit der Vorbereitung beginnen, haben die Chance, die CSRD nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern als strategisches Instrument für nachhaltiges Wachstum zu nutzen. Die verfügbaren Tools, Standards und Erkenntnisse aus der ersten Berichtswelle bieten dafür eine solide Grundlage.